Ich wollte unbedingt mein absolutes Lieblingsbuch von Johanna „Die sechste Farbe des Glücks“ mit in die Autorenwoche intergrieren. Aber rezensiert habe ich das ja schon lange. Was nun?
So kam ich auf die Idee euch einfach mal eine Leseprobe davon zu präsentieren. *grins*
Viel Spaß!
DIE SECHSTE FARBE DES GLÜCKS
Sie stand vor meinem Bett und weinte, und egal, was ich tat, sie beruhigte sich nicht.
„Sara, Liebes, willst du vielleicht einen Tee?“
Sie reagierte nicht. Nichts hatte einen Sinn, aber ich versuchte es trotzdem. Bis ich sie einfach in den Arm nahm. Seit ihrem letzten Besuch waren Wochen vergangen, aber ich wusste, dass ich es nun konnte. Sie einfach in den Arm nehmen und Freundin sein.
Sie fiel zusammen und schluchzte. Wir legten uns in mein Bett und blieben fast einen ganzen Tag darin liegen. Ohne zu essen, ohne zu reden. Sie weinte nur zwischendurch, sah mich an und weinte wieder. Und als sie endlich sprach, war es Spätnachmittag. Erst dachte ich, sie hätte wieder Probleme mit ihren Eltern. Dabei hatte sie mich nach ihrer Ankunft zu Hause angerufen und mir erzählt, dass sie sich ausgesprochen hatten und dass ihre Mutter Mo sogar um Entschuldigung gebeten hatte. Genau wie auch Sara, wegen der Ohrfeige. Es war der Schock darüber, dass ihre Tochter schon so erwachsen war. So jedenfalls hatte sie ihren Handausrutscher Sara erklärt.
„Er geht nach Amerika“, weinte sie, kauerte sich an die Bettlehne und zog ihre Beine ein. Ich setzte mich vor sie.
„Wer?“
„Mo.“ Ihre Stimme zitterte.
„Wie deine Freundin?“, fragte ich. Sie schüttelte ihren Kopf und wischte sich die Tränen von den Wangen. Ihr Freund machte offenbar auch einen Auslandsaufenthalt wie Jana. „Er geht für immer dorthin zurück“, schluchzte sie.
„Zurück?“
Sara nickte und erzählte mir, dass ihr Mo Amerikaner sei.
„Der Job seines Vaters ist hier zu Ende. Die Firma geht zurück“, sagte sie. Langsam begriff ich, warum es ihr so elend ging. Ich setzte mich zu ihr und hätte am liebsten mitgeweint. Es tut mir so leid, wollte ich sagen, doch ich wusste, wie sich das anfühlte, wenn jemand mich mit Worten tröstete. Deswegen legte ich meine Hand um ihre Faust wie einen Handschuh und sagte nichts.
„Ich verstehe nicht, warum er es mir nicht selbst gesagt hat“, sagte sie. Ich denke aus Angst, dachte ich, sagte aber nichts. Sie wollte keine Erklärung, sie wollte nur reden, mit jemandem, der ihr nicht zu nahestand, schätzte ich. Ihre Mutter würde sich einbringen, mit wohlgemeinten, nervigen Ratschlägen, die nichts taugten; ihr Vater würde sich einmischen, indem er Mo verprügelte. In meinem Kopf brannte nur ein Gedanke.
„Was ist passiert?“, fragte ich leise, ohne ihre Hand loszulassen. Sie lehnte ihren Kopf an die Wand, biss sich auf die Unterlippe.
„Er hat für mich eine ganz tolle Geburtstagsfeier auf die Beine gestellt, hat Leute eingeladen, unser Lied gesungen. Es war perfekt.“ Sie kaute auf ihren Lippen herum, so lange, bis die Unterlippe einen Riss bekam und zu bluten begann. „Aber ich habe gespürt, dass da etwas nicht stimmte.“ Wieder rannen ihr Tränen über die Wangen.
„Du hattest Geburtstag?“, stotterte ich.
„Ja, vorgestern.“ Sie sah mir direkt in die Augen, so als erwartete sie, dass ich ihr nachträglich gratulierte und als fasste sie es gleichzeitig nicht, dass ich ihr die Frage überhaupt stellte. Ich setzte mich direkt neben sie und wir starrten gemeinsam die gegenüberliegende Wand an. Zu meinem Glück sah Sara nicht, dass auch ich irgendwann zu weinen begann. Es musste ganz schrecklich sein, an diesem besonderen Tag zu erfahren, dass die erste Liebe einen angelogen hatte. Der erste Junge, in den sie sich verliebt hatte, enttäuschte sie auf eine Art, für die er nicht einmal etwas konnte. Ich überlegte, wie ich ihr das sagen konnte, ohne sie noch mehr aufzuwühlen. Und ich gestand mir selbst ein, dass ich die Letzte war, die ihr Ratschläge in Sachen Liebe geben konnte. Oder sonst irgendwelche Ratschläge.
Sie erzählte mir von einem Jungen, den Mo aufgetan hatte, um ihn in der Band zu ersetzen. Und genau dieser Junge war es wohl, der sie aufklärte.
„Ich wusste sofort, dass da etwas nicht stimmte“, sagte sie. „Noch bevor David auftauchte, ahnte ich etwas.“ Sie überlegte. „Mos Vater sagte mal was Seltsames …“ Sie schüttelte den Kopf. „Warum tut er mir das an?“, flüsterte sie. Ich suchte nach den richtigen Worten.
„Ich weiß nicht“, sagte ich. Sie lehnte sich seitlich an mich an und schwieg lange.
„Ich komme mir ein bisschen vor wie Violett“, sagte sie irgendwann und ich fühlte mich, als hätte sie mich geschlagen. Ich musste nicht fragen. Die Elfe und der Junge hatten sich zum Ende des zweiten Teils getrennt, ohne dass sie aufgehört hätten, einander zu lieben. Es schien wirklich so, als sei Violetts Geschichte auch die Geschichte von Sara und Mo.
„Hast du mir nicht erzählt, dass deine Freundin gerade in Amerika ist?“, fragte ich. Sie nickte. „Für ein Jahr, oder?“ Ich dachte an meine zwölf Monate auf Mallorca. Mein Auslandsaufenthalt hatte einen anderen Zweck, aber ich war ebenfalls sechzehn und weit weg von zu Hause. „Was denkst du, was passiert, wenn sie zurück ist?“, fragte ich.
„Weiß nicht.“ Sie war irritiert, das war sicher. „Wie meinst du das?“ „Na, werdet ihr dann noch befreundet sein?“ Jetzt verstand sie mich. „Aber es ist nicht das Gleiche.“
„Er ist siebzehn, oder?“
„Ja, warum?“
„Er ist in dich verliebt und wird sicher einen Weg suchen, mit dir zusammenzubleiben. Und bald wird er achtzehn sein.“
„Ich weiß. Ja.“ Sie begriff, auf was ich hinauswollte. Mo konnte bald selbst entscheiden, wo er wohnen wollte.
„Hast du ihn gefragt …?“ Ich konnte gar nicht zu Ende sprechen, weil sie aufsprang und mich anstarrte.
„Nein! Er weiß nicht, dass ich das weiß.“
„Oh.“ Ich sah sie mir eine Weile an.
„Er konnte bestimmt nicht anders, als mit dir zusammen sein zu wollen“, rutschte es mir heraus.
Ich überlegte, was wohl richtig gewesen wäre.
„Hättest du dich verliebt, wenn er dir gesagt hätte, dass er nur noch ein paar Monate da ist?“,
fragte ich. Das Schicksal ist eine blöde Schlampe, dachte ich.
„Ich weiß nicht“, sagte sie, überlegte einen Moment und korrigierte sich. „Ich war in ihn verknallt, bevor ich ihn wirklich kennengelernt habe“, gab sie nach einer Weile zu. „Ich denke, ich hätte es einfach nur gern gewusst“, flüsterte sie irgendwann, legte sich wieder ins Bett zurück und ließ mich sie zudecken.
Ich hätte sie gerne bei mir behalten und das, so lange es ging. Andererseits ahnte ich, wie ihre Eltern sich gerade fühlten. Nur deswegen rief ich sie an. Ich hatte ihre Telefonnummer noch von dem Bloggerinnen-Treffen, für den Kontakt im Notfall.
„Sie brauchen nicht zu kommen. Sie ist hier in Sicherheit“, sagte ich. „Ich will nur, dass Sie sich nicht sorgen.“ Sara war mittlerweile vor Erschöpfung eingeschlafen. Ich legte eine zweite Decke auf den Boden und legte mich darauf ebenfalls schlafen. Doch der Schlaf wollte nicht kommen. Ich dachte die ganze Nacht über Saras Worte nach. Vielleicht war das Schicksal ja doch keine Schlampe? Ich stand auf und lief im Zimmer umher. Es gab hier nicht so viele Möglichkeiten, wo ich mich hinlegen konnte. Das Mädchen träumte schlecht. Sie stöhnte auf und weinte im Schlaf. Ich legte mich zu ihr, meine Hand neben ihre Hand und es dauerte nur Sekunden, bis meine Hand ihre festhielt.
Den Rest der Nacht verbrachte ich damit, sie anzusehen und zu weinen. Ich fasste nicht, wie unglücklich sie war und gleichzeitig fasste ich nicht, wie viel Glück ich selbst gerade hatte. Oder war es kein Glück?
„Mama?“
Frau Palmer stand wie Katharina vor ein paar Wochen in meiner Wohnküche und starrte zu uns herein. Sara drehte sich zu mir um und schüttelte den Kopf.
„Hast du sie etwa angerufen?“, fragte sie.
„Entschuldige. Ja.“ Ich wollte nicht lügen.
„Sara“, sagte Frau Palmer. „Frau Wallon“, sagte sie an mich gerichtet. „Ich kann Ihnen nicht genug danken, dass sie mich angerufen haben.“ Auch sie hatte nicht geschlafen. Das sah ich sofort. Sie nickte mir zu, schaute dann ihre Tochter an und lächelte. „Pack deine Sachen, ja?“
Sara drehte sich zu mir um. Ich sah Vorwürfe, Verzweiflung und ich sah ihren Kummer, der mich ohnehin schon auffraß. Ich schüttelte meinen Kopf, dann sah ich zu Frau Palmer.
„Ich warte draußen“, sagte sie.
„Warum hast du das getan?“
Ich ging näher zu ihr, setzte mich aufs Bett und senkte den Kopf. Die Wahrheit zu sagen, war unmöglich; zu lügen, hatte ich mir verboten. Also sagte ich, was ich mir selbst zuvor gesagt hatte, um mein Tun zu erklären.
„Du kannst immer herkommen. Ich verspreche es dir. Aber deine Eltern sollen dich nicht verlieren, nur weil du mich gewinnst. Verstehst du das?“
Sara musterte mich.
Und lächelte überraschend.
Als sie ins Auto ihrer Mutter stieg, legte sie ihre Hand auf die Fensterscheibe. Dann atmete sie aufs Glas und schrieb etwas in die beschlagene Fläche.
I + S = F stand da.
Ich nehme an, das F stand für Freunde. Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte, und bevor ich meinen Kopf wieder hob, wischte ich mir schnell die Tränen aus den Augen.
Dann lächelte ich zurück und ließ sie wegfahren.
Und es gibt bei der lieben Johanna auch wieder was zu gewinnen. *grins*

Und als 2. Gewinn gibt es ein eBook von „Die sechste Farbe des Glück“ – meinem absoluten Lieblingsbuch. 😀
Was ihr dafür tun müsst? Beantwortet mir einfach jeden Tag eine Frage zu dem jeweiligen Thema. Je mehr Tage ihr mitmacht und richtig beantwortet um so mehr Lose sammelt ihr dabei. 😉
Eure heutige Frage: Was macht Sara so zu schaffen?
Und vergesst nicht: Wer errät hinter welchem Kinderbild sich Johanna versteckt herhält noch ein Extralos!
Wie immer gilt: Lasst euch nicht von den Zahlen irritieren! 😉

♥︎ Ihr müsst eure Wohnanschrift innerhalb der EU (für die Printgewinne in Deutschland) haben!
♥︎ Seit über 18 Jahre alt oder habt die Erlaubnis eurer Eltern.
♥︎ Nach Ablauf des Gewinnspiels können wir euch im Falle des Gewinns eine Email senden. Hierfür müsstet ihr mir eure E-Mail hinterlassen.
♥︎ Wir übernehmen keine Haftung und es gibt keinen Ersatz falls das Paket verloren geht.
♥︎ Der Gewinn wird nicht bar ausgezahlt.
♥︎ Das Gewinnspiel startet heute am 20.04.2015 und endet am 26.04.2015 um 24:00.
Die “Offenbarung” wird es dann direkt zeitnah geben.
♥︎ Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.